Ich habe den Zwang, ihn regelmäßig zu befriedigen, er soll nicht mal onanieren

Ihm reicht 1x Sex pro Woche, ich will viel mehr. Ich achte drauf, dass wir uns oft sehen, und wenn er keinen Sex will, hole ich ihm einen runter

Hallo Beatrice!
Ich glaube, ich habe ein echtes „Sex-Problem“. Seit einiger Zeit merke ich, dass Sex einen immer höheren Stellenwert in meinem Leben einnimmt. Mein Freund fühlt sich dadurch offensichtlich überfordert, denn er zieht sich fast vollständig zurück, weil ich mich dauernd beschwere, wenn er nicht mit mir schlafen will.
Ihm ist und war Sex noch nie so wichtig wie mir, ihm reicht es einmal die Woche, während ich am liebsten jeden Tag mit ihm schlafen möchte.
Auch merke ich, dass sich ein ziemlich seltsamer Gedanke in meinem Kopf festgesetzt hat: Ich möchte nicht, dass er onaniert. Wieso und warum kann ich eigentlich gar nicht so recht beantworten, jedenfalls achte ich peinlich genau darauf, dass wir uns mindestens alle 3 bis 4 Tage sehen, um ihn quasi zu befriedigen, denn ich weiß, dass er, als er noch Single war, sich etwa alle 3 Tage einen runtergeholt hat.

Einmal wollte er mit seinen Kumpels eine Woche in den Urlaub und die ersten Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, waren, wie oft er es sich wohl in dieser Zeit selber machen wird, ich wurde unruhig, nervös und glaubte, eine schlechte Freundin zu sein, weil ich ihm in dieser Zeit keinen Sex würde geben können, da ich ja nicht mitgehen würde.
Was stimmt nicht mit mir? Das Ganze macht mir langsam wirklich Angst.
Grüße von Sonja (22)

Hi Sonja,
ich vermute: Dein Unterbewusstsein glaubt 1) dass eine Frau einen Mann nur halten kann durch steten Sex, und 2) dass dein Freund dich jederzeit verlassen könnte, und deswegen musst du ihm besonders viel und besonders regelmäßigen Sex geben, damit er dir ja dableibt. Du wirst schon nervös, wenn du ihm in dieser einen Woche Urlaub keinen Sex geben kannst, weil ja dann das starke sexuelle Band zwischen euch abreißen könnte und er auf die Idee kommen könnte, dass er dich nicht mehr liebt oder eine andere Frau toller findet. Er soll noch nicht mal onanieren, weil er ja durch den Selbstbefriedigung von dir unabhängig werden könnte und dann genauso auf die Idee kommen könnte, dass er dich eigentlich gar nicht braucht.
Diese Gedanken sind natürlich alle Unsinn. Wenn ein Mann eine Frau wirklich liebt, ist er sogar bereit, mal ein halbes Jahr auf Sex zu verzichten (z.B. wenn sie ein Baby bekommt), ohne fremdzugehen oder sich von ihr loszusagen.
Die Frage ist: Warum glaubt dein Inneres, dass dein Freund jederzeit weggehen könnte, sobald du ihm nicht ständig Sex gibst? Hältst du dich selbst nicht für liebenswert? Oder liebt er dich tatsächlich nicht richtig, sondern ist aus anderen Gründen mit dir zusammen? (z.B. um halt eine Beziehung zu haben…)
Du bist auf jeden Fall emotional zu abhängig von ihm und möchtest, dass er das auch von dir ist – das nennt man “emotionale Verschmelzung” (klingt zwar nett, ist aber nix Gutes). Wenn du wissen willst, was es genau damit auf sich hat und was du tun kannst, um aus dem Zwanghaften rauszukommen und stattdessen ein stärkeres Band zwischen deinem Freund und dir herzustellen, dann lies das großartige Buch von David Schnarch:
«Die Psychologie sexueller Leidenschaft».
Auch eine kleine Beratung bei einer Fachfrau (z.B. bei mir, siehe www.liebesberaterin.de) wäre eine sehr gute Sache, denn Lust und Liebe sind das eine, Zwang und Druck das andere, die haben da eigentlich nichts verloren und stören Lust und Liebe!
Herzlichst,
Beatrice Poschenrieder

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