Nachlassende weibliche Lust: Sie gibt mir immer weniger, ich bin gefrustet

Ein Mann beklagt sich, dass Frauen mit der Zeit immer weniger Lust hätten! Und irgendwann gibt es beim Sex auch nur noch eine Stellung

Hallo Beatrice,
mir geht es gerade schlecht, vor 2 Stunden wusste ich es noch gar nicht, dass es mir sooo schlecht ging, ich kann schon fast behaupten, kurz vor dem Selbstmord-Gedanken zu stehen. Sch…, aber soweit werde ich mich wohl noch beherrschen!
Ich bin vierzig, war 12 Jahre verheiratet, habe 2 Kinder, seit 2 Jahren habe ich eine Freundin, die war mal meine Jugendliebe, wie das Leben so spielt. Beide habe ich geliebt, die eine liebe ich immer noch, und bei beiden war der Sex anfangs genial, aber leider haben Frauen ja auch die Angewohnheit – ich hoffe nur, dass es ein blödes Vorurteil ist und nur mir passiert!? – mit der Zeit weniger Lust zu haben!? Also mir erscheint es zumindest sehr deutlich so; am Anfang ist es fantastisch, man erforscht sich im wahrsten Sinne… Und dann irgendwann scheint es nur noch eine Stellung zu geben, und wenn es dabei nach Mitternacht wird, hört man unter sich so was wie “wir müssen morgen früh raus”. Dass man am Anfang dafür mindestens eine Woche ohne Schlaf ausgekommen ist, ist in pure Vergessenheit geraten. Mir scheint auch, dass Frauen diesbezüglich ein ganz anderes Erinnerungsvermögen besitzen!
Es ist auch nicht so, dass ich dicker geworden bin, mich nicht mehr wasche oder sonst wie abtörnen könnte, da ich diesbezüglich immer Wert darauf gelegt habe. Sicher wäre ich dann nicht in die Verlegenheit einiger Onenightstands gekommen!?? Und genau die fange ich nach über 20 Jahren Tugendhaftigkeit an zu lieben. Sicher ist es auch sowas wie Jugend zurückholen, wobei, auch hierbei kann ich nicht sagen, dass ich mich alt fühle und von vielen noch eher als jugendlich gehalten werde.
Meine Freundin behauptet, mich noch immer zu lieben, sicher haben wir auch ganz andere Probleme als Sexprobleme, wir werden uns wohl trennen, weil sie in unserer Beziehung keine echte Zukunft sieht, da mir meine Kinder nicht ganz so unwichtig sind und einige Dinge eben nicht so funktionieren. Sie behandelt mich wie einen Hund, der sich darüber freuen darf, wenn er mal “auf” statt davor schlafen darf. Dann vergeht mir nämlich alles!!
Der Onenightstand ist sicher nicht die Lösung aller Probleme und sicher fehlt einem hinterher immer etwas, aber er macht einfach Spaß, er ist leidenschaftlicher als jede langfristige Beziehung und ist weitaus überraschender, man muss sich auch mehr anstrengen. Trotzdem, ich bin total frustriert und habe diese Männlein-Weiblein-Nummer einfach nur noch satt. Es wäre schön, wenn Du mir was dazu schreiben könntest. Vielleicht ja sowas wie: dass sich beim Schreiben meine Wechseljahre angekündigt haben??
Roland (40)

Lieber Roland,
Mann, bist du gefrustet! Vielleicht ist es ja schon wieder vorbei, aber ich geb dir trotzdem mal meinen Senf dazu. Abgesehen davon, dass es biologisch beim Mann sowieso keine Wechseljahre gibt (außer das Nachlassen männlicher Hormone und damit auch des Triebes), glaube ich auch nicht, dass du unter sowas leidest. Ich schätze, es ist eher der typische Tiefpunkt vor einer Umbruchphase. Es liegt an dir, etwas draus zu machen.
Bitte sprich auch nicht von Selbstmord und verdränge den Gedanken ganz schnell wieder. Ich hoffe, das war eher ein Witz. Nur weil jetzt schon die zweite Partnerin die Lust verliert und an Trennng denkt, bringt man sich doch nicht um!! Wie wär´s, wenn du stattdessen mal überlegst, was DU zu dieser unschönen Entwicklung beigetragen hast und wie du sie vielleicht umkehren könntest?? Stattdessen gehst du fremd und hast One-Night-Stands. Neigst du dazu, die Flucht anzutreten, statt die Probleme in der Partnerschaft zu lösen?
Zuerst mal das hier: «wir werden uns wohl trennen, weil sie in unserer Beziehung keine echte Zukunft sieht, da mir meine Kinder nicht ganz so unwichtig sind und einige Dinge eben nicht so funktionieren»:
Das sind sehr gewichtige Faktoren, warum deine Freundin sich dir nicht mehr hingeben mag. Bei den meisten Frauen sind die Gefühle und die Lust viel stärker verbunden als bei Männern. Offenbar kümmerst du dich einen Tick zu viel um deine Kinder (die ja von einer anderen Frau stammen) und zu wenig um sie, und offenbar gibt es auch andere Gründe, warum sie keine Zukunft mit dir sieht.
Warum änderst du das nicht, statt an Suizid zu denken?
Bei dir ist eine Veränderung vonnöten, und die menschliche Psyche ist nun mal so angelegt, dass sie vor Veränderungen zurückschreckt. Denn dahinter steht das Unbekannte, und davor fürchten wir uns unterbewusst. Soweit ich das erfassen konnte, bist du von Frau Nr. 2 noch nicht getrennt, aber innerlich bist du schon dabei, dich zu verabschieden, und das tut dir vielleicht viel mehr weh als du es dir selber eingestehen möchtest. Die Frage ist, wäre es nicht einen Versuch wert, die Beziehung zu retten?
Vielleicht bist du einer von den Männern, die das meiste, was ihnen in ihrer Beziehung quer läuft, in sich hineinfressen, statt zu versuchen, es mit der Partnerin zu bearbeiten. Bitte doch deine Freundin mal, dir eine Liste zu schreiben, was du tun oder ändern müsstest, damit sie
a) mit der Beziehung glücklich ist,
b) wieder mehr Lust auf Sex hätte.
Sie soll sich in aller Ruhe (ohne dich) hinsetzen und alles aufschreiben. Du musst die Liste ja nicht als bindend betrachten, aber ich möchte wetten, es steht einiges drauf, was dich überraschen wird. Und dann nimmst du dir Zeit zu überlegen, ob sie es wert ist, dass du auf ihre Wünsche eingehst. Setz dich mit ihr darüber auseinander, verhandle, worauf sie dir zuliebe eventuell verzichten kann, worauf nicht. Das wäre ein guter Anfang für einen Neubeginn von euch beiden.

Thema Sex: Im Prinzip ist es normal, dass der Sex am Anfang einer Beziehung klasse ist und dann schwer nachlässt. Ich habe das oft erlebt und beklagt. Aber soll ich dir was sagen? Aus meiner Sicht lag´s mehr am Mann, dass es nachließ! Am Anfang sind die Männer so zärtlich und süß und verspielt und erkunden meinen Körper und nehmen sich total viel Zeit. Doch sobald sie einen eingefahrenen Weg gefunden haben, der mich möglichst schnell sexbereit macht oder zum Orgasmus bringt, gibt´s fast nur noch dieses Kurzprogramm. Und das wird dann ganz spät abends oder nachts, nachdem er seinen Sport gemacht und seine zwei Fernsehstunden absolviert hat, eingesetzt – noch schnell ein Nümmerchen vor dem Schlafengehen, wenn ich schon viel zu müde bin und von der Standardnummer sowieso schon zu Tode gelangweilt bin. Ist doch echt kein Wunder, dass ich sage, “ich muss morgen früh raus…”, oder?
Viele Männer werden zu bequem, um der Frau ein anständiges Vorspiel zu gönnen, auch zu bequem, sich mal was Neues einfallen zu lassen. Du fragst: Warum soll ich als Mann mir immer was einfallen lassen? Nun ja: Der, der mehr Sex will oder sich über ein nachlassendes Liebesleben beschwert, muss eben auch aktiv werden. Im Übrigen warte ich noch auf den Tag, wo ein Mann mal in eine Buchhandlung geht und sich ein paar gute Sexratgeber zulegt mit der Absicht, frische Luft ins partnerschaftliche Schlafzimmer zu bringen. So ein Mann wäre traumhaft.
Grade was den Sex betrifft, kann auch der Mann einiges dazu beitragen, dass die Frau lustvoller und auch experimentierfreudiger wird. Daher hab ich in meinem Buch «Sex für Faule und Gestresste: So holen Sie mehr aus Ihrem Liebesleben – mit weniger Aufwand!» extra einen großen Teil für den Mann eingebaut, wie er genau das schafft, und zwar ohne Riesen Aufwand.

Bitte geh auch hier in der Sexberatung unbedingt in die Rubrik “Sexfrust” und schau die Titel der Texte durch – da ist viel Interessantes für dich dabei, wie auch hier unten bei “Verwandte Beiträge”!

Herzlichst
Beatrice Poschenrieder

Nach oben scrollen